Teilstipendiat 2019/2020 - Nova Scotia


hico exp simeon01Ich bin Simeon aus Baden Württemberg und habe das Glück dieses Jahr nach Kanada reisen zu dürfen. Nachdem ich mich im international Student Program beworben habe ging alles eigentlich ganz schnell. Ich hatte ein Vorbereitungstreffen vorab. Ich habe meine Gastfamilie um die Pfingstferien gekriegt oder genauer eine Woche davor. Nach den Pfingstferien habe ich mich aufgerafft und eine Email abgeschickt.

Meine Gastmutter ist in Rente und hat deswegen auch Zeit für mich, das ist ziemlich gut, also wenn eure Gastfamilie aus Rentnern besteht, denkt nicht gleich oh Gott, das hat nämlich viele Vorteile. Wir sind dann ins Gespräch gekommen und haben uns ausgetauscht. Eine Woche vor Abflug habe ich dann die Tage mitgezählt und als es so weit war habe ich mich gefragt warum ich das nochmal mache und habe mir etwas mehr Zeit gewünscht, um darüber nachzudenken.

Wie auch immer am nächsten Tag hieß es „Goodbye Deutschland“ und ich saß im Flieger nach Kanada. Der Flug an sich verlief ziemlich ruhig mit einer Mahlzeit und man bekam auch Getränke.

Der Flug dauerte allerdings geschlagene 8 1/2 Stunden, zum Entertainment gab es also einen Bildschirm, auf dem man Filme schauen konnte. In Toronto dann war es erst entspannt bis wir dann nach zwei Stunden immer noch in der Schlange zum Visum standen. Wir hatten 3 1/2 Stunden und ich habe meinen Flug fast verpasst, also sollte man sich beeilen, wenn man über ein halbes Jahr bleibt. Und übrigens ist der Flughafen in Toronto riesig. Dann saß ich nochmal zwei Stunden im Flieger nach Halifax, wo ein paar vom NSISP international Student Program gewartet haben.

hico exp simeon02Als ich nach 15 Minuten immer noch vergeblich auf meinen Koffer gewartet habe war ich ziemlich froh, dass mich meine Mutter “freundlich dazu überredet hat“ in meinem Handgepäck Wäsche für ein paar Tage mitzunehmen. Jemand von der Organisation vor Ort hat mich dann abgeholt und zum Hotel gebracht, da meine Gastmutter noch ein paar Stunden um Mitternacht mit ihrem Auto über die Straßen gurken hätte müssen. Das Zimmer habe ich mir mit zwei anderen Jungs geteilt, die nach mir eingetroffen sind. Als ich dann also endlich eingeschlafen bin waren über 24 Stunden vergangen seit ich aufgestanden war. Am nächsten Morgen gab es dann Frühstück und dann haben wir auf unsere Gastfamilien gewartet. Ich war hundemüde aber gesättigt als meine Gastmutter ankam und mich mitgenommen hat.

Auf der Fahrt zu meinem neuen Zuhause haben wir viel geredet, bis sie irgendwann gesagt hat wir sind fast da. Da ich noch in deutschen Verhältnissen gedacht habe, habe ich mir jedes Haus angeschaut und mir vorgestellt wie es wäre dort zu leben. 25 Minuten und ein paar Sorgen später sind wir dann abgebogen und haben neben einem Haus angehalten. Als erstes hat sie mir das Haus gezeigt und dann bin ich erstmal hoch in mein Zimmer gegangen und habe mich eingerichtet. Mein Zimmer hier ist winzig, also ungefähr dreimal das Bett, aber mehr braucht man auch nicht. Als ich dann fertig war und es Essen gab, habe ich das erste Mal kanadische Küche gegessen und ich muss sagen... es war fast gleich. Allerdings ist das von Familie zu Familie anders. In den ersten Tagen habe ich ein bisschen Zeit gebraucht, um mich von dem Jetlag zu erholen aber nach ein paar Tagen gings (ich habe in Deutschland schon ein bisschen geübt und bin spät ins Bett und spät aufgestanden😉). Ich war die ersten vier Tage alleine mit meiner Gastmutter. Am fünften Tag ist die Sonne aufgegangen und Tony ist erschienen. Ne Spaß, am Donnerstag ist meine Gastmutter dann zum Flughafen gefahren, um meinen neuen Gastbruder aus Vietnam abzuholen. Wir haben manchmal Catch gespielt also Fangen und Werfen von einem Ball mit einem Softballhandschuh, übrigens im Garten also dort haben wir viel Platz.

hico exp simeon03Dann nach einer Woche ging die Schule los und endete nach zwei Tagen direkt wieder. Es hat am Samstag begonnen und war sehr windig. Überall in den Nachrichten kamen Sturmmeldungen, da ein Tornado von den Bahamas seinen Kurs gewechselt hatte und direkt auf Nova Scotia zukam. Das war mehr Abenteuer und Natur als ich mir erhofft hatte. Am Samstagnachmittag hat es den Strom erwischt, aber meine Gastmutter hatte zum Glück eine Lastwagenbatterie im Schuppen mit der wir unseren Strom, und zum Glück auch unser Wlan zurückhatten. Über Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir dann unser Wlan verloren, es hat einfach nicht mehr funktioniert. Am Sonntagabend hat der Tornado dann Nova Scotia, oder besser Halifax erreicht. Durch den Stromverlust überall auf NS wurde die Schule gestrichen und wir saßen ohne Wlan, aber mit einem riesigen Kühlschrank voll Essen im Trockenen. Das war echte Langeweile. Es hat sich nur noch dadurch gesteigert, dass wir am Montagabend kein Wasser mehr hatten, aber ansonsten ging es ab dann bergauf.

Ab Mittwoch musste ich dann wieder um 8:45 in der Schule sein, das ist relativ entspannt da ich erst um 7:05 den Bus kriegen muss und dann kann ich noch in der Schule ein kostenloses Frühstück zu mir nehmen. Da ich am Donnerstag und Freitag nur eine Schulhausführung erhielt und meinen Stundenplan und Informationen über den Stoff, den wir durcharbeiten werden bekam, war Mittwoch mein erster richtiger Schultag. Meine Schule ist übrigens ziemlich klein, also das heißt wir sind um die 150 Schüler von Klasse 1 bis 12. In den ersten Tagen habe ich dann erlebt wie es ist, wenn man keinen Namen kennt, aber alle die im Gang auf mich zukamen grüßten mich mit meinem Namen, das war ein bisschen verwirrend. Auch der Stundenplan war für mich ungewohnt mit nur fünf Schulstunden am Tag, aber jeden Tag denselben Fächern. Die ersten Schulstunden waren etwas mühsam z.B. in Science, wenn über irgendwelche Fachbegriffe aus der Biologie diskutiert wurde oder in Mathe, wenn man das Problem nicht kennt, das man lösen soll. Nach ein paar Tagen habe ich mich dann aber etwas daran gewöhnt. Etwas lustiges war, dass in irgendeinem Zusammenhang immer meine Größe aufkam, wenn ich z.B. jemanden getroffen habe im Flur, war die Begrüßung „Hi Simeon, you are tall.“ Das war lustig.

hico exp simeon05In der zweiten Woche konnte ich mich dann für meine erste Sportart einschreiben, Fußball. Sport ist hier auch eigentlich mein Hauptentertainment, da es in meinem Ort nicht einmal einen Supermarkt gibt. Der Sport hier in Kanada ist allerdings anders geregelt. Es ist außerhalb der Schulzeit und es gibt viele verschiedene Sportarten, allerdings jeweils nur für ungefähr 1 1/2 Monate. Dann ist die nächste Sportart dran. Man kann sich dafür anmelden und dann gibt es Tryouts, die Besten schaffen es ins Team. Da meine Schule aber so klein ist, muss man sich normal nur anmelden und dann ist man im Team. Durch den Sport und die Spiele habe ich auch viele neue Leute kennen gelernt und bin aus meinem Ort rausgekommen. Die Spiele waren immer am Ende der Schulzeit, man bricht also nach dem Mittagessen auf und wenn man ankommt spielen alle drei Teams hintereinander also Sr. und Jr. Boys und Girls. Während den Spielen ist immer eine gute Stimmung und man wird angefeuert und auf der Rückfahrt wird über das Spiel diskutiert. Das mag ich hier – alle Leute sind freundlich und motiviert und die Schule ist mehr wie eine große Familie. Ich darf ein paar Lehrer beim Vornamen nennen und jeder kennt jeden. Zum Beispiel auch unser Direktor ist bei jedem Fußballspiel dabei und feuert die Mannschaft an und am ersten Tag hat er mit einer Malerrolle und zwei Eimern voller Farbe das Fußballfeld auf den Rasen gemalt. Manchmal stehe ich dann auch da und weiß nicht ob ich Jake oder Mr. ... sagen soll.

In den Klassen sind wir auch weniger als in Deutschland, von 9-19 pro Klasse. Wenn ich also im Unterricht sitze und eine Frage habe kann ich einfach fragen und muss nicht warten. Die Schule ist seit dem Anfang sehr relaxed, sodass ich keine Probleme mehr habe mitzukommen, auch nicht mehr in Science. Manchmal gibt es auch Ausflüge von der Schule, zum Beispiel zu einem College. Seit dem ich hier ankam gab es auch immer mal wieder Ausflüge von NSISP, zum Beispiel nach Halifax und dann konnte ich mich auch mit ein paar anderen International Students austauschen. Es stand auch Thanksgiving an, dafür hatten wir Schule frei und am Abend gab es Turkey. Ich bin inzwischen eigentlich relativ häufig unterwegs, allerdings nie alleine, da es hier keine Busse gibt, aber ich genieße meinen Aufenthalt in der kanadischen Natur.

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