
Mein Auslandsjahr in Kanada
Classic High School - Medicine Hat Public Schools, Alberta

Gerade noch „Tschüss“ gesagt zu meiner Familie, im nächsten Moment alleine im Flugzeug und ehe ich mich versah, wurde ich auch schon von meiner Gastmutter zur Begrüßung umarmt.
Der Start meines Auslandjahres verging so schnell, dass ich mir nicht einmal Sorgen darüber machen konnte, nun in Kanada auf mich selbst gestellt zu sein. Naja, so ganz auf mich selbst gestellt war ich auch nie. Meine Gastmutter hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, dass ich mit jeglichen Problemen zu ihr kommen kann und auch an die Betreuer an unserer Schule konnte ich mich immer wenden.
Wie zum Beispiel am ersten Schultag als ich, mega aufgeregt und nervös, bemerkt habe, dass ich meinen Stundenplan gar nicht hab.
Zum Glück wurde mir im international office, gekennzeichnet mit einer riesigen Kanadaflagge sofort geholfen und ich durfte sogar Mathe mit Kunst tauschen, was im Nachhinein die beste Entscheidung war. Kunst gehört zu einem meiner absoluten Lieblingsfächer hier, was nicht nur an unserem mega lieben Kunstlehrer, sondern auch an den Projekten und der überwältigenden Ausstattung unseres Kunstraums liegt. Doch nicht nur Kunst gehört zu meinem Schulalltag, bevor ich mich zum Lunch zu meinem Freunden setzte, muss ich erstmal noch zu Forensik, ein Fach was ich davor noch gar nicht kannte. Denn eigentlich habe ich es nur wegen meiner Vorliebe für True-Crime Podcasts gewählt, wurde aber sehr davon überzeugt. Wir lernen nicht nur in der Theorie über den Umgang mit Kriminalfällen, sondern dürfen selbst Fingerabdrücke nehmen, Handschriften analysieren und Schritt für Schritt in Gruppenfälle lösen. Ein bisschen herausfordernder ist dann allerdings Englisch, wobei ich nur empfehlen kann, nicht den schwierigsten Kurs zu nehmen. Aber obwohl es manchmal etwas schwierig ist, merke ich jetzt schon wie sehr es meinem Wortschatz und Schreibstil in Englisch hilft.
Foods ist mein letztes Fach des Tages und obwohl die Theorie stunden etwas langweilig sind, macht es das wirkliche Kochen und zweites Mittagessen auf jeden Fall wett.
Da hier die Schule erst um halb 10 startet, endet sie auch erst um kurz vor 4 und danach stehen noch Clubs oder Sports auf dem Programm. Während ich während der Lunchtime immer zum Yearbook und Student Council Meeting gehe, bin ich in der Herbstsaison nach der Schule immer zu Cross-Country gegangen. Diesen Sport habe ich, obwohl es echt anstrengend war, wirklich geliebt, vor allem wegen dem überwältigenden Teamgefühl und Zusammenhalt, den man schon nach wenigen Tagen spürt. Wir haben nicht nur in der Schule trainiert, sondern sind auch auf Wettkämpfe und Ausflüge gefahren, was zu großartigen Freundschaften geführt hat. Mittlerweile hat die Cross-Country Saison geendet, weshalb ich nun mit Wrestling gestartet, eine Sportart, die in Deutschland nie ausprobiert hätte, mir hier aber echt viel Spaß macht.

Neben der Schule versuche ich mich so oft wie möglich mit meinen Freunden zu treffen und Sachen zu unternehmen. So sind wir schon oft Eislaufen gegangen, haben übernachtet, Fast-food Restaurants ausprobiert, die Mall erkundet, durch Thrift-Shops gestöbert, eine Crime-Night organisiert, Pizza gebacken, meinen Geburtstag gefeiert und so vieles mehr.
Auch von unserer internationalen Organisation hier wurden, vor allem während des Streiks, immer wieder Aktivitäten angeboten, wie ein Trip nach Banff und zum Lake Louis, zum Shoppen nach Calgary, Töpfern oder Bowlen. Somit wird es hier, obwohl Medicine Hat nicht riesig ist, wirklich nie langweilig.
Dazu trägt auch meine Gastfamilie bei, bei der ich es besser getroffen habe als ich mir je hätte vorstellen können. Merilee, meine Gastmutter hat mich von Anfang an herzlich empfangen und auch die Hunde haben uns begeistert. Darüber hinaus verstehe ich mich sehr gut mir ihr und sie achtet sehr darauf, dass ich und meine Gastschwester Lola eine gute Erfahrung haben. Sie nimmt uns zum Beispiel mit auf Eishockeyspiele, wir waren bei Bullriding und in Calgary. Thanksgiving haben wir auch mit ihr und ihrer Verwandtschaft verbracht und ein typisches Dinner mit Truthahn, Pumpkin Pie und Cranberry Sauce gegessen. Wie gerade schon erwähnt, gehört auch noch Lola zu meiner Gastfamilie, denn sie ist mein double placement und das Beste, was mir hätte passieren können. Denn vor allem anfangs, als noch alles neu und ungewohnt war, hatten wir uns gegenseitig und sind dadurch schon in den ersten Wochen sehr eng geworden.
Darüber hinaus verbringen wir sehr viel Zeit zusammen, sei es Kürbisse schnitzen, kochen oder unsere aktuelle Lieblingsserie schauen.
Wenn wir schon bei Kürbissen sind – Halloween war natürlich auch ein absolutes Highlight. Ich bin mit meinen Freunden nicht nur zu einer kleinen Halloweenparty gegangen, wir haben uns auch zusammen ein Gruppenkostüm überlegt und sind sogar Treak-or-Treating gegangen, was ich nur empfehlen kann. Denn alle Häuser sind dekoriert, manche mit meterhohen Skeletten oder aufblasbaren Zombies und wenn man klopft, öffnen fast alle selbst verkleidet.
Alles in allem ist hier zwar vieles anders als in Deutschland, fühlt sich aber mittlerweile trotzdem an wie zuhause, was nicht nur an meiner Gastfamilie, sondern auch an der tollen Freundesgruppe, die ich gefunden habe und der wunderschönen Umgebung hier liegt.

















